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Offener Brief an Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga von den Sympathisanten von Renovate Switzerland

Bern, den 1. November 2022

Sehr geehrte Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga,

Wir heissen Sarah Meigniez, Moritz Bischof, Pierre-Alain Mooser oder Daria Wüst. Wir sind zwischen 16 und 78 Jahre alt. Wir sind Schüler, Eltern, Studenten, Arbeitnehmer oder Rentner. Wir kommen aus Genf, Chur, Lugano, Schaffhausen oder St-Imier.

Im März dieses Jahres haben wir Ihnen einen Brief zukommen lassen, in dem wir Sie auffordern, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um die thermische Sanierung von Gebäuden zu beschleunigen und so die Klimakrise zu bekämpfen. Wir möchten Ihnen dafür danken, dass Sie darauf geantwortet haben und bereit waren, mit uns in einen Dialog zu treten.

Leider ist die Schweizer Klimapolitik gemäss internationaler Rankings immer noch ungenügend. Weder der Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative, noch das neue CO2-Gesetz, noch die Ausbildungsoffensive im Bausektor enthalten annähernd ausreichende Massnahmen, um angemessen und rechtzeitig auf die absolute Notlage, in der sich unser Land und die Menschheit befinden, zu reagieren. Eine Notlage, die in den letzten Berichten des IPCC immer wieder betont wird.

Sie haben im Oktober sicher von uns gehört. Zusammen mit anderen Sympathisanten der Kampagne Renovate Switzerland haben wir die Hauptverkehrsachsen des Landes zehnmal blockiert, um unsere Forderung vorzutragen.

Bei einer sofortigen Bereitstellung von vier Milliarden Franken könnten 100’000 Personen ein Stipendium erhalten, um sich für die Berufe der thermischen Renovierung umzuschulen. Der Mangel an Arbeitskräften in diesem Sektor ist frappant und es müssen jetzt tiefgreifende Massnahmen ergriffen werden, um die thermische Renovierung drastisch zu beschleunigen. Dies ist ein erster grosser Schritt, um CO2-Emissionen und Energieverschwendung zu reduzieren. Zudem schafft sie Arbeitsplätze in der Schweiz und ist für unsere Wirtschaft von grossem Vorteil. Des Weiteren ist sie mehrheitsfähig, denn sie ruft keine politischen Kontroversen hervor und wird von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt.

Wir sind uns der vielen Hürden bewusst, die das Parlament und den Bundesrat daran hindern, angesichts der klimatischen Notlage die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir anerkennen die Komplexität des Problems und sind uns auch bewusst, dass unser Vorgehen stört und von den traditionellen Wegen der institutionellen Politik abweicht. Jeder von uns versuchte schon, mittels traditioneller politischer Instrumente auf die Klimakrise aufmerksam zu machen – leider erfolglos. Angesichts der Tragweite des Problems und der knappen verbleibenden Zeit halten wir den zivilen Widerstand für legitim und nötig.

Deshalb sind wir überzeugt, dass diese Kampagne für unser Land wichtig ist. Wir haben im Oktober die dringend notwendige nationale Debatte über den Klimanotstand und die Art und Weise, wie wir kollektiv darauf reagieren können, wiederbelebt. Unsere gewaltfreien Aktionen wurden von weniger als sechzig Personen aller Altersgruppen und politischen Richtungen durchgeführt. Doch sie haben Tausende von Gesprächen und Hunderte von Artikeln ausgelöst, in denen das Thema der thermischen Sanierung erwähnt wird. Ein Thema, das in der Debatte um die Energiewende vergessen wird.

Um uns über unsere Beweggründe und unsere Forderung auszutauschen, würden wir uns über ein Treffen mit Ihnen, Frau Bundesrätin, sehr freuen. Für Sie wäre das auch eine gute Gelegenheit, die Menschen kennenzulernen, die täglich in einer wachsenden Bewegung aktiv sind und die nicht aufgeben werden, friedlich für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen.

Für Ihr Verständnis sprechen wir Ihnen unseren verbindlichsten Dank aus. Hochachtungsvoll,

Alicia Luther, Anaïs Tilquin, Anne Dinkel, Antoine Mayerat, Arthur Guion, Aurianne Stroude, Brigitte Nicod, Bryan Marguier, Cécile Bessire, Chloé Magnan, Christian Anglada, Christian Widmann, Damien Cottet, Daria Wüst, Dominique Bovey, Dylan Pouilly, Elizabeth Isler, Eric Ducrey, Fabian Schildknecht, Francesca Considine, François Jakob, Frédérique Nardin, Gilbert Rossier, Guillermo Fernandez, Isabelle Veillon, Julian Zubler, Justin Picard, Laurence Sutter, Max Voegtli, Melissa Schach, Moritz Bischof, Nadia Giandeini, Nicolas Presti, Niels Zubler, Pascal Veillon, Pascale Berlincourt, Peter Tillessen, Pierre-Alain Mooser, Reinhard Schach, Robin Jolissaint, Sabine Zubler, Sarah Meigniez, Sébastien Schaer, Selina Lerch, Solène Delille, Sylvain Isler, Tatyana Grayfer, Willy Burri

im Namen aller Sympathisant:innen der Kampagne Renovate Switzerland

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