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Bürger fordern mit Autobahn-Blockaden energetische Gebäudesanierungen

Seit heute Morgen, dem 11. April um 7:45 Uhr, blockieren vier Personen den Autobahnverkehr bei Lausanne, um den Bundesrat aufzufordern, bis 2040 eine Million Häuser zu isolieren. Dies ist der Schweizer Startschuss einer internationalen Bewegung des zivilen Widerstands, die in den nächsten Monaten an Umfang zunehmen wird.

Seit dem 27. März setzen sich Bürger aus der ganzen Welt jeden Tag friedlich auf Hauptverkehrsstraßen in neun Ländern, darunter Kanada, Frankreich, Deutschland und nun auch die Schweiz. Was ist ihre Forderung? Dass ihr Land die einfachsten und naheliegendsten Maßnahmen ergreift, um auf die Klimakrise zu reagieren. Sie orientieren sich dabei am Modell der Freedom Riders, bestehend aus 13 Männern und Frauen, die 1961 die Kampagne des zivilen Ungehorsams starteten, welche die Rassentrennung im öffentlichen Verkehr in den USA beendete.

Ziviler Widerstand als letztes Mittel

Angesichts der Untätigkeit der Regierungen haben diese Menschen aus allen Bevölkerungsschichten beschlossen, dass es nun an den Bürgern liegt, die Initiative zu ergreifen und Druck auszuüben. Selbst wenn dies mit persönlichen Opfern und Risiken verbunden ist. Dieses Vorgehen deckt sich mit den Worten von Antonio Gutiérrez, Generalsekretär der Vereinten Nationen, anlässlich der Veröffentlichung des IPCC-Berichts in der vergangenen Woche: „Politiker und Wirtschaftsführer sagen das eine, tun aber etwas anderes. Mit anderen Worten: Sie lügen. Und das Ergebnis wird katastrophal sein. […] Wir müssen […] eine Bewegung von unten schaffen, die unmöglich zu ignorieren sein wird. Die Klimaversprechen und -programme müssen jetzt Wirklichkeit werden und in die Tat umgesetzt werden“.

Zitat von Lea Zucchinetti, 23, Ingenieurstudentin und Teilnehmerin der Kampagne: „Wir müssen aufhören, das, was wir heute tun können und sollen, auf morgen zu verschieben. Ich verlange nur, dass der Bundesrat seine Arbeit erledigt und Sofortmaßnahmen ergreift, damit ich weiterhin eine Zukunft, Träume und ein Leben haben kann“.

Die Isolierung von Schweizer Haushalten: eine konsensfähige, einfache und notwendige Maßnahme

Angesichts der Klima- und Energiekrise bietet die Renovierung des bestehenden Gebäudebestands ein großes Potenzial. Obwohl es bereits Programme gibt, würde es derzeit ein Jahrhundert dauern, um dieses Ziel zu erreichen. Mit einer massiven Steigerung des Tempos würde dies zu einer schnellen Reduzierung der C02-Emissionen um mindestens 15%, einer größeren Energieunabhängigkeit und der Schaffung von Zehntausenden von Arbeitsplätzen führen. Die Bürger, welche die Kampagne unterstützen, fordern in der Tat, dass 100.000 zusätzliche Arbeitskräfte im Bausektor ausgebildet werden.

Zitat von Willy Burri, 68, Großvater und pensionierter Zahnarzt, Teilnehmer der Kampagne:„Die Schweiz weiß, wie es geht. Sie hat keine Angst vor Grossprojekten. Wir haben es verstanden, Brücken, Staudämme und Tunnels zu bauen. Nichts hält uns davon ab, den Komfort einer Million Familien zu verbessern und gleichzeitig eine Zukunft für dieses Land und seine Bewohner zu garantieren”.

Die Forscherin Julia Steinberger, Hauptautorin des letzten IPCC-Berichts, hat bereits angekündigt, dass sie die Kampagne unterstützen wird. “Menschen wie wir alle, Mitbürger haben den Mut, sich der Untätigkeit zu stellen. Sie konfrontieren uns, jeden einzelnen von uns, mit unserer Zukunft. Wir können nicht mehr warten. Wir dürfen nicht länger warten. Schließen wir uns ihnen an.”In einem Brief an Frau Sommaruga vom 19. März kündigte Renovate Switzerland an, dass „sobald unsere Forderungen eine substanzielle Antwort erhalten, wir uns von der Straße zurückziehen werden“.

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